wir beim Handycheck und der erste Muschelwegweiser
Angefangen hatte alles ganz harmlos. Na ja, Jakobsweg – den Namen hatten wir schon mal gehört, das war doch irgendwo weit weg, dort unten in Frankreich und Spanien und nur etwas für fromme Katholiken. Aber in dem Jahr machte sich eine meiner besten Freundinnen auf die Pilgerschaft im Süden. Ihre Vorfreude auf dies Ereignis war richtig ansteckend. Und zur gleichen Zeit erzählte uns eine andere Freundin, dass der Jakobsweg überall ist und auch schon durch Fulda führt und vor einiger Zeit von irgendeinem Bischof eingeweiht worden war. Vor ein paar Jahren sind wir auch schon mal den Eselsweg in Etappen gegangen. Eine alte Salzstraße, die südlich von Fulda beginnt und bis an den Main führt. Der ist allerdings nur etwas über 100 km lang.
So entstand der Plan, auch diesen beträchtlich längeren Weg in Etappen zu gehen, so weit wir halt kommen würden. Gestartet sind wir am 23. August 2005 in Fulda am Dom. Die erste Strecke war sozusagen ein Heimspiel. Wir kamen durch Ortschaften, die wir kannten, allerdings meistens aus einer anderen Perspektive, nämlich aus dem Auto heraus. Wir besuchten Freunde in der Rhön, die genau wie wir gar nicht gewusst hatten, dass sie direkt am Jakobsweg wohnen. In einem Dorf stoppte ein anderer Freund aus ganz alten Zeiten, den wir ewig nicht mehr gesehen hatten, sein Auto neben uns und erzählte, dass er inzwischen auf Malta wohnen würde, und ob wir ihn dort nicht mal besuchen wollten, warum auch nicht. Später sahen wir einen alten Mann still vor einem Bildstock beten.
An einer anderen Stelle kam eine verhutzelte kleine Frau mit schwarz gemustertem Kopftuch in einem kleinen roten Auto vorbeigefahren. Etwas später kam sie wieder zurück, diesmal auf einem uralten Traktor, den sie mit einer Hand steuerte. In der anderen trug sie eine Peitsche an einem langen Stiel. Damit und mit lauten Rufen trieb sie vier Kühe vor sich her. Jagte uns so nebenbei auf diese Weise auch aus dem Weg.
Irgendwann überquerten wir die Grenze zwischen Hessen und Bayern und stiegen den Kreuzberg hinauf. Dort oben war mal ein Kloster und eine Berhardinerzucht, und es gibt heute noch das gute, dunkle Kreuzbergbier, das die Mönche brauen. Zuerst dachte ich: das schaffe ich niemals da den Berg hoch! Doch dann hat es oben länger gedauert, an ein Mittagessen zu kommen als der ganze Aufstieg vorher. Es war nämlich Sonntag, und Tausende waren da droben, weil irgend so ein Pilgertag war.
Bis Bad Kissingen sind wir auf dieser Etappe gekommen. Es war eine ganz neue Erfahrung für uns, sich einem Weg anvertrauen, auch wenn der nicht besonders logisch zu verlaufen schien, sondern weite Kreise, plötzliche Umschwünge und große Ortsumrundungen machte, nur um anderen Ende dann doch noch ins Dorf hinein zu gehen. Wir hatten manchmal den Eindruck, wie in einem Labyrinth herumgeführt zu werden.
Leider hatte ich zu der Zeit bloß einen schwarz-weiß Film in meiner alten Kamera und habe auch sonst nur ein paar uninteressante Fotos gemacht.
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